Vom Start-up zum Scale-up: Drei Erfolgsfaktoren für den Transformationsprozess

Start up, HR!

Nur vier Prozent der Start-ups erreichten laut einer Studie der Goethe-Universität Frankfurt und der Yi Shi Foundation die nächste Stufe. 2023 war das Rekordjahr für Insolvenzen bei jungen Unternehmen in Deutschland – mit 297 betroffenen Start-ups, 65 Prozent mehr als im Vorjahr (Quelle: Startupdetector iA. Handelsblatt).

Als ich 2020 zu Flip kam, bestand das Kernteam aus zehn Leuten. Seither hat sich das Unternehmen sehr verändert und ist stark gewachsen. Diese kritische Wachstumsphase zu begleiten war in vielerlei Hinsicht herausfordernd und lehrreich – sowohl für die Organisation als auch für persönlich. Worauf es in dieser Zeit ankam und was ich daraus mitgenommen habe, möchte ich im Folgenden teilen.

1. Setze die Kundenbrille auf und beziehe den Kunden ein

 Wachstum lebt von starken Kundenbeziehungen und positiven Kundenerfahrungen. Im Zentrum steht immer die Frage: Was braucht der Kunde, um erfolgreich zu sein? Wenn ein junges Unternehmen in die Wachstumsphase eintritt, hat es bereits ein funktionierendes Produkt oder eine Dienstleistung auf den Markt gebracht. Um dort hinzukommen, muss ein Start-up verstehen, was der Mehrwert für den Kunden ist. Dabei hilft mittels eines ICP (Ideal Customer Profile) Personas zu definieren, um individuelle Bedürfnisse zu adressieren.

Ein methodischer und datengetriebener Ansatz ist extrem wichtig, aber der persönliche Austausch mit dem Kunden ebenso. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dieser Ansatz sehr positiv angenommen und wertgeschätzt wird. Nah am Kunden zu sein bedeutet auch, direktes Feedback einzuholen: Was funktioniert gut, was kann verbessert werden, wo sieht der Kunde Potenziale des Produkts für sich? Das sind wichtige Erkenntnisse, die am Ende allen Kunden zugutekommen, und helfen, die Produktqualität und Kundenerfahrung zu verbessern. Das Ergebnis sind eine nachhaltig gestärkte Kundenbindung – und darum geht es in der Wachstumsphase. Bei Flip sprechen wir daher auch gerne von Partnern statt Kunden.

2. Wachstum bedeutet Wandel, der aktiv begleitet werden muss

Bei allem Fokus auf die Weiterentwicklung des Produkts und eine positive Kundenerfahrung gerät der Blick auf die eigene Organisation schnell ins Hintertreffen. Wir alle kennen das! Dabei ist es insbesondere in der Wachstumsphase wichtig, die Entwicklung der eigenen Organisation auf den Prüfstand zu stellen: Passen die Prozesse und Entscheidungsstrukturen noch? Setzen wir die richtigen Schwerpunkte? Sind die Aufgabenbereiche richtig strukturiert? Haben wir die Kompetenzen, die es braucht, um den nächsten Schritt zu gehen? Üblicherweise entwickelt sich ein junges Unternehmen vom kleinen familiären Team, geprägt von Mitarbeitenden mit einer starken Hands-on Mentalität, Allroundern sozusagen, zu einer Organisation mit größeren Teams, komplexeren Strukturen, und zunehmend Experten in den jeweiligen Aufgabenbereichen.

Veränderung, auch im Team und der Kultur, ist dabei ganz normal und sollte deshalb begrüßt werden. Am besten ist es, die Teams aus einer guten Mischung von Allstars, also Mitarbeitenden, die schon lange dabei sind und wertvolles Wissen teilen können, und neu dazugekommenen Experten zu besetzen. Eine unschlagbare Symbiose! Wenn darauf geachtet wird, gut zu kommunizieren und allen gleichermaßen Wertschätzung entgegenzubringen, fühlen sich die Mitarbeitenden gut mitgenommen. Dazu zählt, in die Entwicklung ihrer Teams zu investieren, den richtigen Rahmen für eine effiziente Interaktion und Zusammenarbeit sowie für ehrliches Feedback zu schaffen. Wenn das gelingt, wächst auch die Unternehmenskultur mit.

3. Investiere in dein Netzwerk

Strategische Kooperationen und ein stabiles Netzwerk aus Gründerinnen und Gründern, Forschungseinrichtungen, Innovationsplattformen und strategischen Investoren sind ein wichtiger Faktor für den Erfolg. Meine Empfehlung ist es, Netzwerke und bestehende Formate auch aus dem regionalen Innovations-Ökosystem zu nutzen, um mehr Sichtbarkeit zu erlangen, mit den richtigen Leuten zum richtigen Zeitpunkt in den Kontakt zu kommen und damit auch Potenziale für neue Geschäftsmöglichkeiten zu heben.

Zudem gibt der Austausch mit Gleichgesinnten und Fachleuten Raum für neue Denkanstöße. Strategische Kooperationen mit Forschungsinstitutionen und Pionieren aus der Branche helfen jungen Unternehmen schließlich dabei, die Innovationskraft des eigenen Angebots zu gewährleisten und zugleich die nächste Generation junger Talente anzuziehen, die den Transformationsprozess mitgestaltet.

Die kritische Wachstumsphase mag voller Herausforderungen sein, aber man sollte sich in dieser Zeit nicht verunsichern lassen, das Ziel im Blick behalten und die Authentizität bewahren. Es ist wichtig, den Mut zu haben, sich selbst und das Unternehmen immer wieder herauszufordern. Wachstum entsteht nur, wenn man bereit ist, aus der Komfortzone herauszutreten. Auch ich muss mir das immer wieder vergegenwärtigen.

Der Weg zum Scale-up ist in den seltensten Fällen einfach, aber mit einer klaren Vision, den richtigen Partnern und einem starken Team ist dieser Sprung machbar.

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Ann Stärkel

Ann Stärkel ist Leiterin des Bereichs Growth and Strategy bei der Mitarbeiter-Plattform Flip.

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