5 Dos and Don’ts für das politische Employer Branding

Employer Branding

Lange Zeit betrachteten Unternehmen Politik als Privatsache. Doch seit immer mehr Menschen gegen die AfD und den Rechtsextremismus demonstrieren, nehmen auch Geschäftsführende an der öffentlichen Diskussion teil und lehnen sich gegen Rassismus auf. Denn sie wissen, dass die Zukunft des Landes von demokratischen Verhältnissen und der Vielfalt ihrer Mitarbeitenden abhängt. Dabei reicht es nicht mehr aus, Diversität und Inklusion nur nach innen zu leben. Demokratische Werte sollten auch nach außen getragen werden, um attraktiv für Bewerbende und andere Stakeholder zu sein. Deshalb steht auch das Employer Branding vor einer strategischen Neuausrichtung.

Fünf Dos

  1. Politische Grundhaltung demokratisch erarbeiten
    Ein solches Employer Branding ist nur glaubhaft, wenn Mitarbeitende, besonders Führungskräfte und das Management dahinterstehen. Deshalb ist es wichtig, dass alle gemeinsam eine politische Haltung entwickeln und die dazu passenden Werte definieren. Diese Grundhaltung kann durch Umfragen und Eins-zu-eins-Interviews entstehen. So werden auch Kernaussagen zu politischen Themen erarbeitet, die dann ins Employer Branding fließen.
  2. Demokratische Einstellungen stärken
    Anerkennungsverlust, Verunsicherungen und Bedrohungen unterstützen antidemokratische Einstellungen. Deshalb sollte HR, gemeinsam mit den Führungskräften, für eine Arbeitsatmosphäre sorgen, die von Wertschätzung, Sicherheit und demokratischer Beteiligungsmöglichkeit geprägt ist.
  3. Vielfalt und Gleichberechtigung aktiv fördern
    Die politische Haltung sollte auch Teil der Unternehmenskultur werden. Dafür müssen Personalverantwortliche zuerst herausfinden, ob demokratische Werte wie Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität überall in der Organisation gelebt werden. Ergeben sich Defizite, können Coachings für Führungskräfte, Unconscious-Bias-Trainings oder ein Diversity Beauftragter helfen. So bringt HR das Employer Branding und die Corporate Culture in Einklang, um die Authentizität zu wahren.
  4. Kontinuierlich offene Dialoge führen
    Der Diskurs zu politischen Themen sollte nicht abreißen. Um Gespräche anzuregen und um sachlich und faktenorientiert zu informieren, können Unternehmen beispielsweise regelmäßig Veranstaltungen zu aktuellen politischen Themen mit Expertinnen und Experten durchführen. Dabei gilt es, alle Meinungen zu hören, zu respektieren, zu diskutieren und gegebenenfalls mit fundierten Argumenten empathisch zu widerlegen.
  5. Mit Bedacht kommunizieren
    Bei der Unternehmenskommunikation rund um das politische Employer Branding sollten Organisationen die Balance zwischen den Werten ihrer Marke, der Politik, der Gesellschaft und ihrer Mitarbeitenden wahren, sensibel und respektvoll kommunizieren. Es kann beispielsweise schon ausreichen, die Unternehmensstimme für mehr Vielfalt und Inklusion einzusetzen, um ein öffentliches Zeichen gegen Rassismus zu setzen.

Fünf Don’ts

  1. Scheinengagement vermeiden
    Sich „Nie wieder ist jetzt!“ auf die Fahne zu schreiben, ist dann kontraproduktiv, sollte diese Haltung nicht authentisch sein. Beispielsweise wenn Unternehmen Diversität und Inklusion gar nicht konsequent umsetzen oder es an Werten wie Respekt, Toleranz und Gleichberechtigung in der Firmenkultur fehlt. Kurzum: Nicht gelebte Haltungsansätze, die öffentlich kommuniziert werden, schaden der Unternehmensmarke.
  2. Rassistische Beleidigungen durchgehen lassen
    Fremdenfeindliche und diskriminierende Äußerungen sind keinesfalls durch das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung gedeckt. Tragen Mitarbeitende ihre rassistische Gesinnung im Unternehmen offen zur Schau, indem sie andere herabwürdigen oder diskriminieren, dürfen weder Führungskräfte noch die Personalabteilung wegsehen. Sie sollten Haltung demonstrieren, als Vorbilder agieren, solche Mitarbeitenden mindestens zum Gespräch bitten oder sogar arbeitsrechtliche Konsequenzen erwägen.
  3. Diverse Meinungen unterdrücken
    Unternehmen sollten nicht dazu neigen, Mitarbeitende politisch zu missionieren. Es gilt zu jeder Zeit, vielfältige Perspektiven zuzulassen, wertzuschätzen und zu diskutieren, um gerade auch AfD-nahe Mitarbeitende nicht weiter in die Arme der Partei durch fehlende Anerkennung zu treiben. In einem demokratischen Unternehmen zu arbeiten, bedeutet auch, andere Meinungen auszuhalten.
  4. Eine extreme politische Positionierung entwickeln
    Eine zu starke politische, eindimensionale Haltung gegen das rechte Spektrum kann polarisieren, sogar zur Spaltung innerhalb der Belegschaft und Kündigungen führen. Denn Unternehmen können damit ihre Kultur, zu der beispielsweise Werte wie Offenheit und Toleranz gehören, ungewollt unterdrücken, weil Mitarbeitende sich nicht mehr trauen, sich politisch differenziert zu äußern. Das kann zu Frust, aber auch zum Verlust, sich mit dem Arbeitgebenden zu identifizieren, führen.
  5. Gesellschaftliche Entwicklung ignorieren
    Unternehmen sollten nicht an einem Employer-Branding-Konzept festhalten und politische Dialoge mit ihren Mitarbeitenden vermeiden, weil dann neue Mehrheitsmeinungen nicht erkannt und nicht in die Unternehmenshaltung integriert werden können. Das Gleiche gilt für gesellschaftliche Ereignisse, die dafür sorgen können, dass das politische Employer Branding überarbeitet werden muss.

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Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Branding. Das Heft können Sie hier bestellen.

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Marie Kanellopulos

Marie Kanellopulos ist Geschäftsführerin bei der Personalberatung DONE!Berlin. Sie leitet dort die People & Culture Academy.

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